22. Oktober 2022

19:30 Uhr, Domquartier Salzburg

Salzburger Klaviertrios

Florian Moser – Violine
Hannah Vinzens – Violoncello
Wolfgang Brunner – Hammerflügel

Johann Michael Haydn: Divertimento C-Dur für Violine, Violoncello und Basso Continuo
Leopold Mozart Frosch: Parthia C Dur
Joseph Wölfl: Klaviertrio
Wolfgang Amadeus Mozart: Trio B – Dur („Divertimento“ Salzburg, August 1776)

„Von der Triosonate zum Klaviertrio“ könnte man das Programm des heutigen Abends nennen, denn die ersten beiden Werke des Programms stehen gattungsgeschichtlich am Ende der reichen Tradition von Kompositionen für 2 Soloinstrumente und einem oder mehreren frei wählbaren Begleitinstrumenten des Basso Continuo. Er wird an diesem Abend vom Hammerklavier ausgeführt. Die 2. Hälfte bringt dann „echte Klaviertrios“, wie sie seit der Mitte des 18. Jahrhunderts allmählich in Mode kamen.
Das Programm beginnt mit dem Salzburger Hofkapellmeister Johann Michael Haydn. Er steht musikgeschichtlich zu Unrecht im Schatten, sowohl seines Bruders Joseph als auch seines Salzburger Kollegen Wolfgang Amadé Mozart. Seit 1763 lebte Johann Michael Haydn als Musiker am Hof der Salzburger Fürsterzbischöfe, zunächst als Geiger; und wenn man von manchen seiner Kompositionen auf den Spieler schließen darf, muß er ein excellenter Geiger gewesen sein. Später übernahm er weitere Aufgaben als Organist und Kapellmeister sowie als angesehener Lehrer, von dem auch 1798 der durchreisende junge Carl Maria von Weber wichtige Anregungen erhielt.
Seine Triosonate für Violine, Violoncello und Basso Continuo steht dem galanten Stil der Söhne Bachs (vor allem Johann Christians) recht nahe und versprüht gelegentlich eine „typisch Michael-Haydn’schen Witz“.
Haydns Kollege Leopold Mozart ist vor allem als der umsichtige Lehrer seines Sohnes Wolfgang in die Musikgeschichte eingegangen, und diesen Sohn mit pädagogischem Geschick und solidem künstlerischen Handwerk gefördert zu haben, ist sicher auch sein größtes Verdienst. Darüber hinaus wird aber oft vergessen, dass dieser Mann eine ganz außergewöhnliche geistreiche wie lustvoll verspielte Persönlichkeit gewesen sein muß, dessen Phantasiereichtum seinen Sohn ebenso geprägt hat wie die das anregende kulturelle Klima im Salzburg des 18. Jahrhunderts. Über den Titel seiner Triosonate „Frosch-Parthia“ lässt sich nur spekulieren: Sie hat viel Ähnlichkeit mit Michael Haydns galanter Triosonate, und jedenfalls kommt Leopolds Freude, „allezeit auf das Populare zu achten“, wie er seinem Sohn nachdrücklich ans Herz legte, auf das Vergnüglichste zum Klingen .
Ein Schüler Wolfgang Amadé Mozarts, Michael Haydns und sicher gelegentlich auch Leopold Mozarts war der 1773 in Salzburg geborenen Joseph Wölfl. Es lebte zeitweise im Hause der Mozarts und wird dementsprechend in Briefen der Familie Mozart immer wieder erwähnt. Sein Weg führte ihn später als reisenden Pianisten durch ganz Europa. Berühmt wurde er durch sein extrem virtuoses Klavierspiel und durch Wettspiele mit anderen Pianisten, unter anderem mit Beethoven. Als Komponist steht er auf der Höhe seiner Zeit.
Wolfgang Amadé Mozart schrieb den Großteil seiner Klaviertrios erst in Wiener Jahren, nach einem Set von 6 kleinen in London entstandenen Trios aus dem Jahre 1764 entsprang der Salzburger Zeit ein einziges größeres Werk, das 1776 komponierte und 1782 in Paris unter dem irreführenden Namen „Divertimento“ veröffentlichte Klaviertrio KV 254. Freilich hat bei diesem Trio das Violoncello noch so gut wie keine eigenständige Rolle: Gerade einmal 4 Takte lang darf es im Finale aus seiner an die linke Hand des Pianisten gebundenen Funktion treten.

Vor 30 Jahren gründete der Salzburger Musiker Wolfgang Brunner unter dem Namen Salzburger Hofmusik ein Ensemble in variablen Besetzungen vom Trio bis zum Orchester. Die Programme umfassen hauptsächlich Werke vom 17. bis ins frühe 19. Jahrhundert, wobei die Musik der Hofkapelle unter den Salzburger Fürsterzbischöfen einen Schwerpunkt des Repertoires setzt.

Im Sinne einer möglichst authentischen Darbietung spielt das Ensemble hauptsächlich (aber nicht ausschließlich) auf historischen Instrumenten oder originalgetreuen Kopien.

Das Ensemble wurde u.a. eingeladen zu den Festivals für Alte Musik zwischen Brügge, Utrecht, Istanbul und Peking, sowie häufig mit Kammer- und Orchesterkonzerten bei der Salzburger Mozartwoche.

Inzwischen erschienen rund 50 z.T. preisgekrönte CD-Produktionen bei CPO, felicitas, hänssler-profil und Äolus. Darunter befinden sich viele Erstaufnahmen Salzburger Komponisten aus Barock und Klassik, so z.B. mit Heinrich Ignaz Franz Bibers Oper „Arminio“ die älteste erhaltene Salzburger Oper (cpo), ebenso zahlreiche Ersteinspielungen Johann Michael Haydns (cpo). Die Palette reicht von Kammermusik und Instrumentalkonzerten bis zu Opern und Oratorien. Weitere Info: www.hofmusik.at

Florian Moser bewegt sich stilistisch mühelos zwischen Barockvioline, moderner Violine und jazziger E-Geige. Nach dem Violinstudium an der Musikuniversität Wien Violine bei Joseph Hell studierte er 2013 – 2017 an der Universität Mozarteum in der Klasse von Pierre Amoyal. Florian spielte u.a. als Konzertmeister in der „Salzburger Hofmusik“ sowie bei Crossover Projekten zusammen mit Wolfgang Brunner, und ist regelmäßig als Bühnenmusiker im Burgtheater Wien zu hören. Er war Konzertmeister der Philharmonie Salzburg, konzertierte auf 3 Kontinenten mit seinem Goya-Quartett und bildet mit seinen beiden Geschwistern ein höchst erfolgreiches Klaviertrio.

Hannah Vinzens wurde 1988 in München geboren und wuchs ab 1995 in Kassel auf. Sie begann nach einer musikalisch geprägten Kindheit im Alter von 8 Jahren mit dem Cellospiel.

Ab 2003 war sie Schülerin von Gavriel Lipkind (Frankfurt).

17jährig erhielt sie ein Stipendium für einen einjährigen Studienaufenthalt in London an der Guildhall School of Music Junior. Ab 2006 studierte sie in Basel bei Rafael Rosenfeld und schloss dort ihren Bachelor ab.

2011 – 2013 absolvierte Hannah Vinzens ihren Master mit Enrico Bronzi an der Universität Mozarteum in Salzburg.

Zum musikalischen Werdegang gehören Meisterkurse mit Bernard Greenhouse, Wolfgang Emanuel Schmidt, Thomas Demenga, Uzi Wiesel, Janos Starker u.a. Während ihrer Basler Studienzeit konnte sie ein Stipendium für einen Sommeraufenthalt bei Bernard Greenhouse in den USA wahrnehmen. Wichtige kammermusikalische Inputs erhielt sie in der Arbeit mit Sergio Azzolini, Gerard Wyss, Rainer Schmidt u.a.

Solistisch und kammermusikalisch trat sie bei verschiedenen Festivals auf und spielte in Europa, den USA und Japan.

Hannah Vinzens spielt ein neapolitanisches Cello aus dem Jahre 1763, welches ihr von der Stiftung Donata zur Verfügung gestellt wird.

Wolfgang Brunner vergnügt sich auf nahezu allen Tasteninstrumenten, wobei seine Liebe zu historischen Klangquellen internationale Renditen einfuhr (u.a. ca 60 CD-Aufnahmen). Eine weitere Liebe gilt der Klavierimprovisation, die ihn fast täglich von Generalbass bis zur Stummfilmbegleitung, als Krisenmanagement in Konzerten, Überlebenstraining und lustvoll gesuchte Herausforderung begleitet. Sein Spieltrieb schlägt sich nieder in unkonventionellen Programmen, in der Organisation von Konzertreihen und der von ihm 1992 gegründeten „Salzburger Hofmusik“, die bisher allem wirtschaftlichen und geistigen Schwund bürgerlicher Konzertkultur erfolgreich widerstand. Seinen pädagogischen Eros stillt Brunner an bis zu 3 Musikhochschulen gleichzeitig (Universität Mozarteum, Bruckneruniversität Linz und Musikhochschule Trossingen) u.a. in Fächern wie Historischer Aufführungspraxis, alten und neuen Klavieren, Improvisation, und gemeinsamen Projekten mit Studenten. Gelegentlich kann er sich wissenschaftliche Beiträge zu Fachzeitschriften oder Lexika (MGG-Artikel) nicht verkneifen, obwohl ihn seine zunehmende Altersweisheit lehren will sich lieber seiner reizenden Familie mit 3 Kindern zu widmen.