218. Eleven-Eleven Matinee

Sonntag, 07. April 2024, 11:11 Uhr

KOM-Kulturwerkstatt am Olchinger Mühlbach
Hauptstraße 68
82140 Olching
… ALS WENN EIN MENSCH DURCH DIE ZÄHNE SINGET …
Werke von Veracini, Scirolli und Corette

Wolfgang Brunner (Cembalo), Ernst Schlader (Chalumeau(x), historische Klarinette)

Das Chalumeau ist ein Instrument welches heutzutage äußerst selten im Konzert erklingt. Auch damals Anfang des 18. Jahrhunderts war dieses Instrument nicht bei allen gleichermaßen beliebt, denn bei Gottfried Walter kann man lesen: ”Chalumeau ist ein kurz blasend Instrument, gibt einen Klang von sich, als wenn ein Mensch durch die Zähne singet.“ Wenn er Ernst Schlader mit diesem Instrument gehört hätte, wäre sein Urteil mit absoluter Sicherheit ein komplett anderes gewesen. Denn als der beste Spieler historischer Klarinetteninstrumente, den die Gegenwart vorzuweisen hat, entlockt Ernst Schlader diesem Instrument mit Sicherheit die süßesten Klänge und klingt mit Sicherheit genau so wie es Christian F. D. Schubart beschreibt: ”Der Ton desselben hat so viel Interessantes Eigentümliches, unendlich Angenehmes, dass die ganze Skala der Tonkunst eine merkliche Lücke hätte, wenn dieses Instrument verloren ginge.“ Glücklicherweise ist dieses Instrument mitnichten verloren gegangen und so haben wir bei ELEVEN-eleven das Vergnügen diesen unendlich angenehmen Klängen auch heute noch lauschen zu dürfen.

Ernst Schlader (Chalumeau(x), historische Klarinette) und Wolfgang Brunner (Cembalo) Ernst Schlader, geboren in Gmunden; Studien (Klarinette, Orgel, Musikwissenschaft, Wissens-Management) in Linz, Den Haag, Leiden und Frankfurt am Main. 2007‒2016 Honorar-Professor für Historische Klarinetten-Instrumente an der Staatlichen Hochschule für Musik in Trossingen, 2009‒2013 und seit 2017 Lehrbeauftragter im Fachbereich Musikwissenschaft an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Frankfurt an Main; seit 2012 Senior-Lecturer an der Kunst-Universität Graz. Ernst Schlader hat bei über 40 CD-Einspielungen (2014 Pasticcio Preis von Radio Ö1 für die Gesamteinspielung der Sonaten von J. B. Vanhal zusammen mit Wolfgang Brunner) mitgewirkt und erhielt 2012 u. a. für seine musikwissenschaftliche Dissertation über den Komponisten Georg Pasterwiz die Talentförderungsprämie für Wissenschaft des Landes Oberösterreich. Er ist Mitglied und Solo-Klarinettist der Akademie für Alte Musik Berlin, wissenschaftlicher Beirat im Anton Bruckner Institut Linz sowie Member Board of Advisor am Center for Early Music Research and Performance an der Sam Houston State University in Huntsville, Texas. Bereits im Jahr 1990 erlangte Ernst Schlader im Rahmen eines Schulschwimmkurses den Freischwimmer-Grad.

Wolfgang Brunner vergnügt sich auf nahezu allen Tasteninstrumenten, wobei seine Liebe zu historischen Klangquellen internationale Renditen einfuhr (u.a. ca 60 CD-Aufnahmen). Eine weitere Liebe gilt der Klavierimprovisation, die ihn fast täglich von Generalbass bis zur Stummfilmbegleitung, als Krisenmanagement in Konzerten, Überlebenstraining und lustvoll gesuchte Herausforderung begleitet. Sein Spieltrieb schlägt sich nieder in unkonventionellen Programmen, in der Organisation von Konzertreihen und der von ihm 1992 gegründeten „Salzburger Hofmusik“, die bisher allem wirtschaftlichen und geistigen Schwund bürgerlicher Konzertkultur erfolgreich widerstand. Seinen pädagogischen Eros stillt Brunner an bis zu 3 Musikhochschulen gleichzeitig (Universität Mozarteum, Bruckneruniversität Linz und Musikhochschule Trossingen) u.a. in Fächern wie Historischer Aufführungspraxis, alten und neuen Klavieren, Improvisation, und gemeinsamen Projekten mit Studenten. Gelegentlich kann er sich wissenschaftliche Beiträge zu Fachzeitschriften oder Lexika (MGG-Artikel) nicht verkneifen, obwohl ihn seine zunehmende Altersweisheit lehren will sich lieber seiner reizenden Familie mit 3 Kindern zu widmen. Wolfgang Brunner gehört inzwischen zu den wenigen noch lebenden Musikern, die bisher noch nie im Duett mit Cecilia Bartoli oder Mozart aufgetreten sind.